Ernst Leybold 1824–1907,
Händler von pharmazeutischen und physikalischen Geräten, später Immobilien-Entwickler
Er siedelte im Alter von 22 Jahren von Rothenburg nach Köln über und trat 1846 in das Speditionsgeschäft Boecker ein. 1850 gründete er einen Kaffee-Import. 1851 verstarb sein Vermieter Kothe, Kommissionär in ausländischen Weinen und Apothekenbedarf. Leybold wurde Teilhaber der umfirmierten Firma Leybold & Kothe.
1863 übernahm er die Firma ganz, änderte den Namen in E. Leybold und konzentrierte sich auf den Handel mit Apothekenbedarf. Das Unternehmen entwickelte sich so positiv, dass Leybold 1864 bereits ein eigenes Geschäftshaus in der Schildergasse/Brüderstraße errichtete, wozu er auch das mittelalterliche Zunfthaus der Kölner Brauer ankaufte. 1865 erwarb er, zusammen mit Julius von Holleben, eine Glashütte in Ehrenfeld (ab 1872 Rheinische Glashütten AG), um sich von Lieferanten unabhängig zu machen.
Ernst Leybold hatte eine Vision. Bereits in den 1860er Jahren betätigte er sich in Immobiliengeschäften. Nach dem Verkauf seines ansehnlich gewachsenen Unternehmens 1870, das heute noch in Bayenthal als Leybold GmbH Vakuumpumpen (1.600 Mitarbeiter) besteht, konzentrierte sich Leybold auf das Marienburg-Projekt. Zu seinem Lebenswerk gehörte die Schaffung des heutigen Stadtteils Marienburg, womit er auch die Entwicklung Bayenthals beeinflusste.
Leybold war ein Pionier, sozusagen Vordenker aller heutigen Immobilienentwickler und Fonds-Betreiber. Zu seiner Vision der „Villenkolonie“ entwickelte er über eine Bedarfsanalyse ein Bebauungs- und Finanzierungskonzept, gründete zur Vermarktung u.a. die Kölnische Immobiliengesellschaft AG und holte sich potente Partner in wechselnden Konstellationen an seine Seite. Rückschläge ließen ihn nicht verzagen.
Er veränderte seine Konzepte, glich Maßnahmen an, verband sie mit einem begleitenden Sponsorenprogramm für öffentliche Einrichtungen (Parks, Kirchengemeinden); nicht zuletzt, durch seine umfangreiche Lobbyarbeit zur Verkehrsanbindung, wurde die Umsetzung seiner Vision der Villenkolonie Realität.
Bis in die Gegenwart reichen seine konzeptionellen Ansätze. Dass Marienburg immer noch als Stadtteil mit fehlender geschäftlicher Infrastruktur gilt, liegt auch daran, dass dem Grundstückskauf und den Baugenehmigungen damals eine Baulast aufgebürdet wurde: Häuser durften nur zu reinen Wohnzwecken errichtet werden. Das Betreiben eines gewerblichen oder Ladenbetriebs war nicht gestattet, ebenso wenig wie die Einrichtung einer Arzt- oder Anwaltspraxis. Der tägliche Bedarf der Bevölkerung sollte in Bayenthal eingedeckt werden. Auch der angloamerikanische Baustil gehört zum Konzeptansatz der Immobilienfirma Ernst Leybold.
Sein Enkel (1887-1969) trat in seine Fußstapfen und entwickelte mit dem Architekten Theodor E. Merrill 1949, unter Merrill und Leybold, den weiter südlich gelegenen Stadtteil Hahnwald. Bereits dessen Vater, Dr. Harvey Cotton Merrill, Mit-Investor zur Entwicklung von Marienburg, hatte Pläne zur Villenkolonie Hahnwald.
Das Maklerunternehmen Ernst Leybold KG existiert heute noch, Inhaber ist Josef Boeing.